Montag, September 21, 2009

Zauberhafte Kollektive


Im Kunstverein Hamburg besticht die Schwedin Nina Canell mit rätselhaft poetischen Installationen.


Wenn es aus Astlöchern dampft, sich Ventilatoren sanft im Kreise drehen, wenn minimalistischer Sound Wasseroberflächen zum Zittern bringt – dann gewinnt man den Eindruck, die Installationen Nina Canells seien lebendig.
Die schwedische Installationskünstlerin kombiniert technische Objekte mit Fundstücken aus der Natur. Geräte, Neonröhren, Wasser, Steine, Äste und Kabel werden zu zauberhaft-filigranen Gemeinschaften zusammengestellt, die trotz ihrer Heterogenität miteinander harmonieren. Mehr noch. Obwohl die Dinge ihrer ursprünglichen Aufgabe enthoben, also „entfremdet“, wurden, scheinen sie an ihren neuen Platz zu gehören, als wären sie schon immer dort gewesen. Die neue Ordnung innerhalb der Gruppen ist dabei gänzlich unhierarchisch, jedes Element übernimmt seine Rolle, keines sticht heraus. Gemeinsam treiben sie einen Kreislauf an, werden zu Rädchen in einem größeren Zusammenhang, tauschen Kräfte aus, interagieren. Es scheint so, als würden zwischenmenschliche Prozesse sichtbar gemacht.
Innerhalb des Kollektivs kann es passieren, dass die Dinge ihren Aggregatzustand verändern. So wird eine Neonröhre schon mal ganz anschmiegsam. Wie eine Schlange kriecht sie dann über hochkant gestellte Pflastersteine hinweg, während ein weiterer Lichtschlauch an einer astähnlichen Konstruktion entspannt die Kabel baumeln lässt. Oder es wird Wasser vom flüssigen in den gasförmigen Zustand überführt, wie in ihrer Arbeit "Morasco Circle“ (2007), die neben einem Kübel mit 20 Litern Wasser, aus einer Nebelmaschine, Baulicht, Mikrofon und einer tragbaren Beschallungsanlage besteht. Wasser und Ton sind überhaupt wichtige Bestandteile der Installationen Nina Canells. Flüssige und akustische Elemente ihrer Assemblagen verstärken den Eindruck der Lebendigkeit und verhelfen zu einer ganz eigenen zeitlichen und narrativen Logik. Oft werden Sound und Wasser miteinander kombiniert, wie in „Shedding Skin (Perpetual Current for Twenty-Four Buckets“ (2008), wo das Geräusch von Wassers und Nebel in einem Eimer über eine Trommelfell verstärkt und abgenommen wird. Oft rühren die seltsam klingenden Geräusche von den Prozessen vor Ort her, manchmal werden sie aus externen Situationen gewonnen und den Arbeiten zur Verfügung gestellt. Anschließend werden die Töne nicht selten in Kompositionen überführt. Gemeinsam mit ihrem Freund Robin Watkins produziert die 30-Jährige elektronische Musik für die sie Klänge aus ihren Arbeiten verwendet.


„Five Kinds of Water“: Nina Canell. Kunstverein Hamburg, 19.9. – 22.11., Eröffnung: 18.9., 19 Uhr

Published in SZENE HH, September 09







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