Donnerstag, April 12, 2007

Das muss erstmal verdaut werden



Wimperntierchen blinzeln illluminiert. target target target. Psychoplasmaschweine zittern vor HÜXL Task Force. Kernuntersuchung, die Maskerade dekodieren. Pixelstörungen. Rhizome. Dieses Zelt ist die Welt. Eingetrichtert und platt gewalzt. Mutter Natur hat Gold im Mund. forschen aufwühlen kontrollieren. Analyse der Fließgeschwindigkeit. Tropfend Kanäle durchkriechen, Gänge finden, mit Lupen und anderen Extensionen. Höhlen. Touristenexkursion führen ins Exil. Und wenn die Bombe explodiert, steht morgen in der Zeitung: Tod durch Bratwurstg´häck. Leuchtstoffe wie Kondensstreifen. Never mind Biomaschinen. Zunächst muss das Schwein durch gezielte Stromstöße in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt werden. Dann in die Ecke drängen und zustechen. Der Kadaver muss auf giftige Sporen untersucht werden. Dann essbar. Aufschäumen. In Waben. Wirken, die Ursuppe mit Nährflüssigkeit anreichern. Blut ist dick. Triumverat. Ein gefundenes Fressen. Macht was. Geschändet wachsen Wurzeln weiter. Turn up your experience. Mit Netz und doppeltem Boden von der vierten in die dritte Dimension. hit me. Im Weiher spielen depressive Robots Handygames. Das muss erstmal verdaut werden. Und am Ende hat die Wurst ein Ende. Erlegen, jagen, häuten, Vorräte anlegen und den Winter überdauern. Dauersteaming mit Knödelverfolgung. Heimat als Utopie. Tools R Us. Verzweigt connected mit mega-spezial Werkzeugen. Verbunden. Hand in Hand in den Mund. konservieren. sezieren. Flashbacks von Karpfengesichtern. Chemotronic Labnoise, Elektrolysehypnose. Ionen und Dioden erzeugen Blitzgewitter. Hohepriester XL Phantasma catch a dream von Freundschaft und Liebe. Darum Reflektorhelme, damit es einen nicht zerreist. Filter. Amplitudenausschlag. St. Antonius arbeitslos. Die freigesetzten Nanoteilchen müssen fluktuieren. In Kapseln werden sie durch aktive Systeme katapultiert, bis sie sich pulverisieren. In der Programmiersprache der Natur heißt das: H-Ü-X-L hoch3. Die Achse des Bösen muß draussen bleiben. Sonst wird sie gnadenlos gegrillt, gedrittelt und in ihre einzelnen Bausteine zerlegt. Warum sind die Touristen traurig? Weil der Karpfen weint? Weil die Fachwerkmuster von Nahem betrachtet nur klein mit Hut sind? Weil sie fremd sind. Hier leben. Danke nein. Und doch. Biomorphe Doppelherzfrequenz. Langzeitfolgen nicht ausgeschlossen (sogar sehr wahrscheinlich). wechseln kontaminieren Struktur beleuchten auschecken einchecken rahmen festlegen horten aufsaugen kaltstellen kochen abnagen abreißen aufbauen pausieren Ortsbeschreibung zusammen raufen gemeinsam Anfang Ende entdecken ziehen tragen teilen tanzen. Anlauf. Die Fährte aufnehmen. In der weit gefächerten Welt der Lebewesen trifft man unweigerlich auf solche, durch deren bloße Erscheinung und absonderliches Verhalten die menschliche Einbildungskraft in Erstaunen versetzen. Riesenhafte Tintenfische. Abgründe tun sich auf. Polyphallische Symbolik. Tiefenrausch. Hochkomplexe Leuchtorgane. Vampyroteuthis. Ins Ungewohnte tauchen.

Text zur Ausstellung "HÜXL`XL - FLASHBACKS REFLEKTORPHASE_A" vom 5.4. bis 15.4. im Westwerk/Hamburg.

Autorin: Christiane Opitz

Aufforderung zum Glück


Einfach mal einspannen, loslassen - das kann der Betrachter in den traumhaft schönen Landschaften Vivian Kahras. Märchenhafte Wälder in zarten Pastelltönen laden zu Spaziergängen ein, offene Lichtungen zum Bleiben. Manchmal begegnet man Menschen, anderen Flaneuren oder Sportlern, doch sie sind nicht auf Kommunikation aus, sondern wollen sich im Schoße der Natur verlieren.
Malereien als Naherholungsgebiete? Vivian Kahras Bildschöpfungen sind ambivalenter. Was hier noch mitschwingt, so romantisch-leicht ihre Landschaften auch anmuten, ist ein unbehagliches Gefühl, das Gefühl gespenstischer Einsamkeit. Diese ist sowohl einer entrückten Farbigkeit geschuldet als auch fragmentarischer Leerstellen, die große Teile der Szenerien zu verschlucken scheinen. In "Lichtung" aus dem Jahre 2006 nimmt eine solche Weißfläche fast zwei Drittel des Bildes ein. Im Hintergrund ragen fedrige Baumkronen in kühlen Blau- und Grüntönen in den farblosen Himmel. Davor ein Zaun, der sich nur schwach vor dem hellen Nichts abzeichnet. Am linken Rand, kleinere amorphe Löcher, die die Form der Äste und Sträucher immitieren. Hier scheinen Teile des Bildes wie mit einem Radiergummi entfernt worden zu sein.
Auch in der Arbeit "Passing the Forest" (2006) taucht dieser Kahlschlag auf. Auf der rechten Bildhälfte sieht man einen Baum, der nur noch schemenhafte Konturen aufweist. Man hat den Eindruck, nur noch Spuren seiner ursprünglichen Gestalt wahrzunehmen. Diese Flecken können als Aufforderung der Künstlerin verstanden werden, mit eigenen Fantasien die Szenerien zu vervollständigen, sich so eine private Glücksutopie zu schaffen. Andererseits demonstrieren die Auslöschungen Vergänglichkeit. Sie ähneln filmischen Einzelbildern, die nur flüchtig die Netzhaut des Betrachters streifen.
Die 35-Jährige selbst bezeichnet ihre Bildwelten als "materialisierte Erinnerungen", die sich lediglich in einer ehrlichen Sekunde offenbaren. Sie spielt bewusst mit Grenzverwischungen zwischen Innen und Außen. In ihren Bildern ist beides immanent: Sie zeigen Gedankenräume, die trotz ihrer Visualisierung auf Leinwand keine Beständigung aufweisen. Die Motive, Landschaften, Orte scheinen immer in Bewegung zu sein und ähneln so den fluktuierenden Kopfbildern. Die weißen Löcher treten dort auf, wo Bildinformationen in Vergessenheit geraten.

Vivian Kahra "Inner Movies": Galerie Peter Borchardt, 30.3. - 9.6.
Abbildung: Copyright Galerie Peter Borchardt

TEXT: CHRISTIANE OPITZ

Published in SZENE HAMBURG 4/2007