Sonntag, Dezember 02, 2007

Space is the Place


Inside the Black Cube - Thomas Baldischwyler untersucht das Scheitern der Naturabbildung

Realität oder Täuschung? Der große Raum der Galerie für Landschaftskunst wirkt kleiner als zuvor. Diese Stauchung jedoch ist kein optischer Trick. An der Stirnseite wurde eine Wand eingezogen. Diese und eine zweite hat der Künstler Thomas Baldischwyler, der hier zur Zeit seine jüngsten Arbeiten präsentiert, komplett schwarz gestrichen, was den Eindruck einer Verknappung des Raums noch verstärkt. Ein zusätzlich angefertigtes Podest, ebenfalls schwarz, vervollständigt den Black Cube, den Baldischwyler speziell für seine Arbeiten schuf.
Und es ist nicht irgendein Raum, den der Künstler und Musiker hier installierte, denn die dunklen Flächen verkörpern die unendlichen Weiten des Alls. Die Exponate an den Wänden - Mischformen aus Fotografie, Malerei und Objekt - sowie der Tisch mit Texten und Abbildungen darauf sind Baldischylers Beiträge zum Scheitern einer exakten Übersetzung von Natur auf Leinwand oder Papier.
Im Sinne des postmodernen Samplings sind Baldischwylers Arbeiten theoretisch angereichtert und verweisen sowohl auf Kunsthistorisches, wie beispielsweise die englischen Präraffaeliten und ihren Zeitgenossen John Ruskin (1819-1900), als auch auf popkulturelles Material wie Texte und Plattencover des Detroiter Musikproduzentenkollektivs Underground Resistence. So unterschiedlich die Quellen auch sind, alle eint das Verlangen, Natur als Natur abbilden zu wollen, ohne die menschliche Komponente hinzuzunehmen. Ein Unterfangen, das nur misslingen kann und wohl für alle Zeit ein Versprechen bleiben wird.
Dennoch versucht sich auch Baldischwyler an einer Übersetzung. Für "Nightfall" hat er verschiedene Jeansstoffe zusammengenäht, auf Holz aufgebracht, mit künstlichem Licht eine Tag-Nacht-Grenze geschaffen und das ganze fotografiert. "Iwasaki" heißt eine andere Arbeit, die sehr typisch für die momentane Arbeitsweise Baldischwylers ist. Als visueller Stoff wird ein Bild des japanischen Airbrush-Künstlers Iwasaki hergenommen, das eine fantastische Weltallimpression samt Sternenspektrum, zeigt.
Zur künstlerischen Praxis gehören nun eine ganze Reihe von Arbeitsschritten aus Abfotografieren, Bemalen, Einscannen und Vergrößern. Am Ende entsteht ein Werk, das den Betrachter mit mit Bedacht gewählten Details an der Nase herumzuführen versteht, indem es Dreidimensionalität vorgaukelt, wo keine ist.

"Jupiter und Saturn have not yet cooled off", Galerie für Landschaftskunst, bis 2.2.2008; www.gflk.de

Christiane Opitz for SZENE HAMBURG 12/07
Foto: © Galerie für Landschaftskunst/ Thomas Baldischwyler