Dienstag, Juli 01, 2008

Von Wiesen und Wäldern


In ihrer zweiten Gruppenausstellung zeigt die Galerie Hafenrand in St. Georg fünf Positionen zum Thema Landschaft.

Der Farbauftrag wirkt flüchtig, ausdrucksstark, leidenschaftlich. Rot, blau, gelb, grün – sämtliche Farben des Regenbogens lassen die Seele nicht unberührt. Vor dem Betrachter entfalten sich Seerosenteiche, Blumenwiesen, bunt bewachsene Hügel, Waldlichtungen. Man braucht nicht viel Phantasie, um die abstrakten Formen und Flächen, die sich eigentlich nicht unmittelbar auf Gegenständliches beziehen, zu eben diesen Landschaften zusammenzusetzen.
Doch diese Bilder halten nicht lange Stand. Schaut man länger hin, schmelzen die Pflanzen und Bäume zu amorphen Gebilden, zu Zellhaufen zusammen. Die Naturdarstellungen Magdalena Sadziaks bieten ein Refugium, einen Rückzugsort vom alltäglichem Hin und Her. Gleichzeitig feiern sie farbenfroh und temperamentvoll die Schönheit von Wiesen und Wäldern.
Im Gegensatz zu Sadziaks Arbeiten sind die großformatigen Pastellzeichnungen von Friederike Jokisch, die in Leipzig Malerei bei Arno Rink und Neo Rauch studierte, konkreter. Und düsterer. Bei Jokisch breiten sich unter grau-schwarzem Himmel Landschaften aus, die unheimlicher und seltsamer nicht sein könnten. Hier ein Feld, in dem, tiefe Tümpel wie schwarze Löcher darauf zu lauern scheinen, alles zu verschlingen, was des Weges kommt. Dort eine rätselhaft kultivierte Landschaft mit ihren immergleichen, kegelförmigen Bäumen und Schatten. Irreal wirken diese Orte, nicht von dieser Welt.
Sveinn Fannar Johannsson wiederum beschäftigt sich mit realen Landschaften seiner nordischen Heimat, die jedoch noch modifiziert werden. Der 1977 in Reykjavik geborene Künstler fokussiert in seinem Videos und Fotografien auf die „Künstlichkeit“ von Natur. Johannsson nimmt Eingriffe vor, pflanzt um, kappt, sägt. Wenn er damit fertig ist, ist nichts mehr wie zuvor. Auf der Fotografie „Zurrgurt mit Ratsche“ (2007) beispielsweise schmiegen sich drei junge Birken schützend aneinander. Könnte man denken. Tatsächlich hat hier der Künstler nachgeholfen, wie es der Titel verrät.
Die Vierte im Bunde, Yvette Kiessling, zeigt Radierungen und Malereien, die auf Reisen entstanden sind, also im direkten Kontakt zur Natur. Auf eine exakte Wiedergabe jedoch legt die Künstlerin keinen wert. Vielmehr geht es ihr um genaue Beobachtungen von Licht, Geografie und Flora. Der letzte Beitrag zum Thema Landschaft stammt vom Künstlerduo Rindfleisch/Rapedius. Sie imitieren Natur auf humorvolle Weise. Stichwort: Pappbecher.

Friederike Jokisch, Rindfleisch/ Rapedius, Magdalena Sadziak, Sveinn Fannar Johannsson
Yvette Kiessling: „Ohne mich stehst du im nichts“, Galerie Hafenrand (St. Georg), Eröffnung: 2.7., 19 Uhr, bis 12.9.

Bild:© Galerie Hafenrand, Text: © VG WORT, Christiane Opitz

PUBLISHED IN SZENE HH, JUNI 2008






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