Dienstag, Juni 10, 2008

KILL KILL KILL


Die neue Galerie Conradi widmet ihre erste Ausstellung der Hamburger Künstlerin Cordula Ditz

Ängstlich schleicht das Teenagermädchen durch das dunkle Gebäude. Unheilvolle Musik. Dann, plötzlich, ein gellender Schrei! Schnitt. Das Mädchen liegt am Boden. Blut ist überall. Der maskierte Mörder hat wieder zugeschlagen.
Wer kennt sie nicht, die nervenzerfetzenden Gruselschocker aus dem Kino. Carrie von Stephen King, Nightmare of Elmstreet oder Poltergeist haben wohl jedem von uns schon einmal schlaflose Nächte bereitet. Das Schocker-Prinzip ist immer dasselbe: Zuerst wird eine idyllische Kleinstadt mit unglaublich netten Nachbarn und harmlosen Jugendlichen präsentiert, die dann von irgendeinem Superfreak – einem Michael Myers oder Freddy Krueger – in Angst und Schrecken versetzt wird. Die Fallhöhe muss hoch sein, um absoluten Horror zu garantieren.
Dass die Künstlerin Cordula Ditz ein eingefleischter Horrorfilm-Fan ist, lässt sich nicht leugnen. Ihre Malereien, Collagen und Videoarbeiten sind Zeugnisse ihrer Faszination für die Ästhetik des Unheimlichen, wie sie in Fantasy-, Horror- und Trashfilmen angelegt ist. Die Welt der Dämonen und Monstren wird von der 1972 in Hamburg geborenen Künstlerin in Hinblick auf ihre mediale Wirksamkeit untersucht, seziert und humorvoll kommentiert. Für die Videoarbeit „Nightmare on Elmstreet 2:36:21“ beispielsweise eliminierte sie alle Menschen und Tiere, was den Film von einer Länge von 90 Minuten auf zweieinhalb Minuten zusammenschrumpfen lässt. Wie ergeht es dem Horrorschocker, wenn die ängstlich flüchtenden und sterbenden Hauptfiguren fort sind? Wirkt der Film ohne seine aufgerissene Münder und starren Augen überhaupt noch? Ditz zeigt, dass eine unheimliche Atmosphäre auch den Settings des Films innewohnt. Verlassene Räume, spärliches Licht – erstaunlich, aber auch ein menschenleerer Horrorfilm kann Angst machen.
Genau wie ihre Videos spielen auch ihre Malereien, meist mit Acryl und Sprühfarbe auf großformatiger Leinwand gefertigt, mit Versatzstücken. Oft ist es ein Ausspruch oder Satzfragment aus einem Horrorklassiker, der in die expressiven, trashig-abstrakten Arbeiten eingebaut ist. „I make you die slowly“, „Dreh dich nicht um“ oder schlicht: „Kill Kill Kill“ lauten die Titel ihrer Bilder.
Mit Cordula Ditz öffnet die neue Galerie Conradi im Schopenstehl 20, unweit der Mönckebergstraße, zum ersten Mal ihre Türen. Die Betreiberin, die sich den Galerienamen von ihrem Lebensgefährten borgte und fast drei Jahre nach passenden Räumen suchte, ist im Hamburger Kunstfeld keine Unbekannte. Elena Winkel machte sich vor allem durch die Index-Ausstellung, die jedes Jahr junge Kunst aus der Hfbk zeigt, einen Namen.

Cordula Ditz, Galerie Conradi, Schopenstehl 20 (Hamburger Innenstadt), Eröffnung: 13.6. um 19 Uhr, bis 25 Juli.

text: christiane opitz, published in szene hamburg, june 2008

foto © galerie conradi/ cordula ditz





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