Samstag, Dezember 02, 2006

Made in Hamburg


Zum sechsten Mal jährt sich Index, die „Übersichtsschau für aktuelle Kunst“ in Hamburg. Was ist neu? Christiane Opitz sprach mit der künstlerischen Leiterin und Index-Gründerin Elena Winkel

Szene Hamburg: Ist der Zauber des Anfangs nach fünf Jahren Index immer noch da?
Am Anfang war eher Chaos und Euphorie, denn der erste Index wurde gemeinsam
mit meiner Freundin Angela Schlösser innerhalb eines Monats auf die Beine gestellt. Teilnehmer waren befreundete Künstler. Das ganze war im Grunde eine Kurzschlusshandlung. Aber daraus ist dann das geworden, was Index heute ist, nämlich eine größere Veranstaltung mit viel mehr Besuchern und viel mehr Künstlern. Der Zauber ist mit den Jahren eher gewachsen. Dieses Jahr ist die Aufregung besonders groß, denn erstmals wurden Arbeiten extra für Index06 produziert. Das ist ein toller Beweis dafür, dass das Projekt von den Künstlern akzeptiert wird - und um die geht es ja im Wesentlichen.


Wie wurden die 50 teilnehmenden Künstler ausgewählt?

Neu war dieses Mal, dass es eine offene Ausschreibung gegeben hat. So konnte ich zum ersten Mal sehen, wie viele Künstler sich für Index interessieren. Sonst war es immer so, dass ich die Künstler gezielt angesprochen habe, weil ich deren Arbeiten in Ausstellungen gesehen hatte, in der Jahresausstellung der Hochschule, in kleinen Galerien in Hamburg oder temporären Ausstellungsräumen. Erstmals hatte ich dieses Jahr Unterstützung bei der Auswahl der Arbeiten und zwar von dem Kurator Thorsten Albertz.

Thorsten Albertz ist Kurator und Geschäftsführer der Berliner Galerie Arndt & Partner, die 2004 den Hamburger Maler Henning Kles auf der Index entdeckte. Wie hat die Zusammenarbeit mit Albertz geklappt? Gab es Auseinandersetzungen?
Ja gab es. Aber positiver Natur. Dass Thorsten Albertz und ich uns in den meisten Punkten einig waren, zeigt vielleicht, dass man in der Kunst doch so etwas wie einen Qualitätsbegriff zumuten kann. Vielleicht haben wir auch nur den selben Geschmack. Jedenfalls haben wir viele Ateliers aufgesucht. Bei der Auswahl der Arbeiten ging es in erster Linie darum, klare Positionen herauszuarbeiten. Wenn 50 Künstler ausstellen ist das einfach sehr wichtig, dass jede/jeder Einzelne möglichst eindeutig präsentiert wird, auch wenn dadurch nur ein Ausschnitt aus dem gesamten künstlerischen Ansatz berücksichtigt wird. An dem Punkt kam es dann manchmal zu Auseinandersetzungen mit den Künstlern. Außerdem hat sich Herr Albertz mit Kritik nicht zurückgehalten und beispielsweise auch gesagt, wenn ihm Werke zu gefällig schienen. Ausgewählt haben wir gezielt Arbeiten, die Brüche aufweisen, die nicht nur schön sind, sondern geheimnisvoll, seltsam, einfach besonders.

Welche Arbeiten sind speziell für Index entstanden?
Einige sind noch in Arbeit - (zum Glück sind es Installationen - wären es Bilder, wäre am 8. Dezember wohl die Farbe noch nass) zum Beispiel wird Burg Koller einen Wunschbrunnen zeigen, aus dem man eine Münze entnehmen kann, um einen Wunsch zurückzunehmen ("When taking a coin - cancel a wish"). Ein schöne, ironische Referenz an eine Verkaufsausstellung. Oder Almut Grystra, die eine Handy-Maschine mit dem Titel "artbrut" produziert hat, auch extra für die Ausstellung. Die Arbeit spielt mit kuriosen Wortschöpfungen, die mit der Spracherkennung des Handys entstehen können.

Die letzten Jahre wurden fast ausschließlich leichter verkäufliche Malerei, Zeichnung und Fotografie gezeigt. Dieses Jahr sind viele Skulpturen und Installationen dabei. Zufall?
Das ist keine Reaktion auf einen Markt-Trend. Dieses Jahr haben sich einfach viele Künstler mit sehr guten plastischen Arbeiten beworben. Ein Beweis dafür, das nicht der Markt die Trends vorgibt! Es sind die Künstler, die entscheiden. Ein Glück.

Wie sieht die Zukunft aus? Was passiert bei Index07?
Es wird sich einiges tun. Index wird ab dem nächsten Jahr nicht mehr im Dezember sondern schon Anfang Herbst stattfinden und sich damit und sich damit von dem Image der Weihnachtsmesse distanzieren. Außerdem soll der Aspekt der "überregionalen Aufmerksamkeit", weiter ausgebaut werden. Ein Ableger von Index in Berlin wäre zum Beispiel reizvoll. Aber auch hier würde die Förderung aktueller Kunst aus Hamburg an erster Stelle stehen. Index soll den lokalpatriotischen Ansatz der Anfänge nicht verlieren. Es geht ja primär um die Kunst in Hamburg und um die Strukturen ihrer Vermittlung.

Interview: Christiane Opitz

Index06: Kunsthaus Hamburg, Klosterwall 15, Mo-So 11-18 Uhr; 9.-12. Dezember, Eröffnung 8. 12. , 19 Uhr; siehe auch: www.index-hamburg.de

Published in SZENE HAMBURG, 11/2006

Keine Kommentare: